Brille oder Kontaktlinsen?

02.09.2022
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Wozu überhaupt eine Sehkorrektur?

Sehkorrekturen kommen immer dann zum Einsatz, wenn eine Fehlsichtigkeit vorliegt. Darunter fasst man eine ganze Reihe an Varianten und Ausprägungen zusammen – generell lässt sich eine Fehlsichtigkeit jedoch als eine Abweichung der Sehschärfe, der Akkommodationsfähigkeit, des Sehvermögens je nach Lichtverhältnissen und der Augenmotorik beschreiben. Rein physiologisch ausgedrückt beschreibt der Begriff jenen Zustand, bei welchem ein Gegenstand ohne Sehhilfe – wie zum Beispiel Brille oder Kontaktlinsen – nicht mehr scharf auf der Netzhaut (Retina) abgebildet werden kann. Dies wird auch Ametropie genannt.

Die Problematik der gestörten Lichtbrechungsfunktion des Auges (Refraktionsanomalie) kann ihren Ursprung dabei in verschiedenen Strukturen haben: In manchen Fällen kann eine angeborene oder erworbene Veränderung der Bulbuslänge (Augapfel) der Auslöser sein – sodass dieser entweder zu lang (Kurzsichtigkeit) oder zu kurz (Weitsichtigkeit) ist. Ebenso kommen aber auch eine Störung der Linsen-Brechfähigkeit oder eine sehr starke Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) in Frage. Die wichtigsten Formen der Fehlsichtigkeit sollen hier nun kurz erläutert werden:

  • Kurzsichtigkeit (Myopie): Wie bereits erwähnt liegt das Problem hier in einem zu langen Bulbus (Augapfel), wodurch der Gegenstand nicht auf der Netzhaut, sondern ein Stück davor abgebildet wird – was wiederum aber nicht scharf wahrgenommen werden kann. Als Therapie kommen vor allem konkave Zerstreuungslinsen (Minus-Gläser) zur Anwendung, welche die Lichtstrahlen so ablenken, dass sie sich erst weiter hinten im Auge – auf effektiver Höhe der Retina – kreuzen.

  • Weitsichtigkeit (Hyperopie): Diese Form der Fehlsichtigkeit stellt eigentlich das Gegenteil der Kurzsichtigkeit dar – der Bulbus ist relativ zu kurz beziehungsweise die Augenlinse kann die Lichtstrahlen nur unzureichend brechen. Eine konvexe Sammellinse (Plus-Gläser) schafft hier Abhilfe, indem die Lichtstrahlen stärker gebrochen werden können.

  • Altersweitsichtigkeit (Presbyopie): Hierbei handelt sich um eine Sonderform der Weitsichtigkeit, welche mit fortschreitendem Alter auftritt. Die Ursache liegt in der altersbedingten Elastizitäts-Abnahme der Augenlinse. Als Sehhilfe dient in einem solchen Fall meist eine Lesebrille.

  • Linsenlosigkeit (Aphakie): Bei diesem sehr speziellen und seltenen Fall, fehlt die ganze Augenlinse – und damit ihre physiologische Brechkraft. Deshalb kommt es auch hier zu einer Weitsichtigkeit.

  • Stabsichtigkeit (Astigmatismus): Die Hornhaut (Cornea) trägt einen beträchtlichen Teil zur Brechkraft des dioptrischen Apparates des Auges bei, weswegen sich Einschränkungen in diesem Bereich relativ rasch und deutlich bemerkbar machen. Eine leichte Hornhautverkrümmung – aufgrund der mechanischen Einwirkung der Augenlider – kommt bei allen Menschen physiologisch vor und führt selten zu Sehstörungen. Sollte diese Verkrümmung jedoch ein normales Mass überschreiten und die Sehschärfe beeinträchtigen, liegt ein korrekturbedürftiger Astigmatismus vor. Der Kern der Problematik besteht darin, dass die Lichtstrahlen nicht mehr richtig in einem Punkt auf der Retina gebündelt werden können, wodurch ein unscharfes Abbild entsteht. In einem solchen Fall werden oft Zylindergläser verwendet.

Welche Optionen gibt es?

Die verschiedenen Arten der Fehlsichtigkeit können für die Betroffenen zwar sehr unangenehm sein, aber glücklicherweise gibt es heutzutage eine ganze Reihe an Möglichkeiten und Sehhilfen, um dieser Unannehmlichkeit entgegen zu wirken:

  • Brille: Brillen sind für alle oben aufgeführten Arten der Fehlsichtigkeit eines der geeignetsten und am häufigsten genutzten Mittel der Wahl zur Korrektur. Die Brillengläser variieren dabei je nach Art der Fehlsichtigkeit sehr stark in Form, Schliff und Dichte. Es lassen sich jedoch grundsätzlich drei Arten des Schliffs unterschieden: Konvexe Gläser kommen bei Weitsichtigkeit zum Einsatz, wo der Augapfel zu kurz ist. Ähnlich der Augenlinse, welche sich für die Nahakkommodation krümmt (kugelt), ist auch eine konvexe Linse eher kugelig, wodurch die Lichtstrahlen stärker gebrochen werden können. Konvexe Gläser werden auch als Plus-Gläser bezeichnet. Konkave Gläser hingegen sind für die Korrektur einer Kurzsichtigkeit nützlich. Sie haben eher etwas von einer Sandglasform, da sie in der Mitte schmaler sind als an den Rändern. Dadurch werden die Lichtstrahlen etwas weiter aufgefächert und bündeln sich erst weiter hinten im Auge – dort wo sich die Netzhaut (Retina) bei kurzsichtigen Patienten befindet. Diese Gläser werden auch Minus-Gläser genannt, was Bezug nimmt auf die Dioptrien, die in diesem Fall subtrahiert werden müssen. Torische Gläser stellen einen Spezialfall dar und kommen längst nicht so häufig zur Anwendung wie die anderen beiden Schliffe. Bei einem korrekturbedürftigen Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) überzeugen sie jedoch durch ihre spezielle Art das Licht nur in einer Achse zu bündeln, wodurch kein eigentlicher Brennpunkt, sondern eine Brennlinie entsteht. Sie werden deshalb auch als Zylindergläser bezeichnet. Nebst der üblichen Einstärkengläser, wo nur eine der oben genannten Korrekturen vorhanden ist, gibt es auch Mehrstärkengläser. Bei diesen finden sich mehrere verschiedene Schliffe in einem einzigen Brillenglas – gebräuchlicherweise werden diese deshalb als Gleitsicht- oder Bifokalbrillen bezeichnet.

  • Kontaktlinsen: Diese Alternative zu einer Brille funktioniert grundsätzlich nach dem gleichen Prinzip der Sehkorrektur. Anstelle des Brillengestells wird die Kontaktlinse jedoch direkt ins Auge eingesetzt und schwimmt dann auf einer dünnen Schicht Tränenfilm oben auf. Sobald es bei zu langem Tragen oder Ähnlichem jedoch zu einer Austrocknung des Auges kommt, treten Rötungen und ein unangenehmes Tragegefühl auf. Deshalb sollte immer auf die Aufrechterhaltung des Tränenfilms geachtet werden – ansonsten drohen kleinere und grössere Schäden durch das Tragen von Kontaktlinsen verursacht zu werden. Es werden sphärische von asphärische Linsen unterschieden, sowie torische Linsen bei einem ausgeprägten Astigmatismus. Ausserdem gibt es kosmetische Linsen, die meist nicht aus medizinischen, sondern ästhetischen Gründen getragen werden. Lediglich bei erhöhter Lichtempfindlichkeit kann diese Art der Kontaktlinsen gegebenenfalls Linderung verschaffen. Für eine Korrektur der Fehlsichtigkeit bedarf es harter oder weicher Kontaktlinsen: Die harte Variante zeichnet sich durch ihre Formstabilität aus, ausserdem sind sie kleiner und erreichen kaum den Lidrand. Sie sind deswegen anfälliger dafür herauszufallen. Aufgrund ihrer Grösse schwimmen sie jedoch lediglich auf dem Tränenfilm ohne fester zu haften. Dies führt zu einem kleineren Risiko für eine Austrocknung – und bei korrekter Pflege auch zu einem kleineren Infektionsrisiko. Weiche Linsen sind deutlich grösser, aufgrund ihrer Verformbarkeit auch deutlich angenehmer zu tragen und werden meist spontan vertragen. Das Risiko des Herausfallens ist bei dieser Art der Kontaktlinsen sehr klein, da sie nicht nur auf dem Tränenfilm schwimmen, sondern daran kleben. Dadurch steigt jedoch auch die Infektionsgefahr.

  • Augenlasern: Gegebenenfalls kann eine Sehkorrektur auch mittels operativem Augenlaser-Verfahren erfolgen, womit Brillen- und Kontaktlinsenfreiheit erreicht werden kann. Es handelt sich hierbei um einen invasiven Eingriff mit anderen Voraussetzungen und Verfahren, weswegen hier nicht genauer auf dieses Thema eingegangen wird. Ihr Augenarzt berät Sie bei Bedarf gerne ausführlicher.

Fazit

Alle diese Sehkorrekturen haben ihre Vor- und Nachteile und schlussendlich ist es vor allem von den Vorlieben und Wünschen des Trägers abhängig, für welche Art der Sehhilfe man sich entscheidet. Oft besteht auch die Möglichkeit die verschiedenen Optionen einzeln auszuprobieren oder auch nach einer gewissen Zeit zu wechseln, falls sich die Präferenzen ändern sollten. Ihr Augenarzt berät Sie dabei sehr gerne und hilft Ihnen die für Sie passende Sehhilfe zu finden. Ob Brille oder Kontaktlinsen, ob Fehlsichtigkeit oder Vorsorgeuntersuchung – die Spezialisten des Augenärzte Zentrum Aarau sind jederzeit gerne für Sie da.